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Nach der Anwärterüberprüfung ist vor dem Winterkurs…

06.04.- 13.04.2019

Nachdem ich im Jänner den zweiten Teil der Anwärterprüfung (Winter) am Sattelberg geschafft habe, stand nun diese Woche der Winterkurs am Programm. Mit Flo ging es zeitig am Morgen nach Galtür wo um 08:00 Uhr Treffpunkt war für die einwöchige Ausbildung im Ausbildungszentrum Jamtal. Im folgenden habe ich nur kurz und meistens stichwortartig die Tage angeführt. Auch einzelne Fotos sind dabei welche ausschließlich mit dem Handy gemacht wurden und meistens mich oder andere Kollegen zeigen an irgendeiner Station oder Übung, denn für tolle Skitouren und Pulverabfahrten wr das Wetter einfach viel zu schlecht! Einzig der Aufstieg und die Abfahrt von und nach Galtür hatten gutes Wetter zu bieten. Der Rest der Woche war nebelig, sehr wenig Wind, wenig Niederschlag- auch deshalb bliebe uns meistens der Blick auf die tollen Gipfel rundherum verwährt! Der Vorteil war wir konnten viel mehr „Ausbildung“ machen, als bei einer wolkenlosen Woche 😀

Tag 1: Nach dem Essen und der Hauseinweisung gab es Materialcheck und Fels- Eisexpress! Knotenkunde von HMS Mastwurf bis Wasserklang und Schleifknoten.

Tag 2: Heute stand Erste Hilfe am Programm. Vorweg, es war einer der coolsten Vorträge die ich je gesehen habe. Valentin Schiessendoppler hat das perfekt vermittelt und uns Allen einen bleibenden Eindruck hinterlassen 😀 Hauptpunkt war: Was kann ich denn alles mit einer Aludecke machen?Und das war gar nicht so wenig. Einige Punkte sind zu erwähnen und zwar

bis zu 300 kg Tragkraft im ganzen Strang!

87% UV Schutz

Zum „abbinden“ einer starken Blutung verwendbar

Nie direkt auf die Haut geben- es benötigt zur Wärmeerhaltung den Luftpolster (immer Schicht dazwischen)

Fixierung bei einer Beckenfraktur (open book Fraktur)- trochanter major mittig

Zum Abdecken der Öffnung bei einem Pneumothorax

Trage machen

Jemanden Schultern

 

Nach einem wiederum hervorragendem Mittagessen kam der zweite Teil des Vortrages. Thema war Hypothermie- der unterkühlte Patient. Wiederum einige Stichwörter:

Rund 8 Grad Wärmeverlust im Schnitt

Stadium 1: 35-32 Grad- Kälte zittern- AKTIVES BEWEGEN!

Stadium 2: 32-28 Grad- Wenn sich Patient bewegen kann, dann bewegen lassen. Schokolade und warmes Getränk mit Zucker; Kein Kälte zittern vorhanden da Energie fehlt, jedoch sehr verlangsamt.

Stadium 3: 28-24 Grad- bewusstlos, Atemnot

Stadium 4: Unter 24 Grad- bewusstlos/ Atem- und Kreislaufstillstand

Ab Stadium 2 wird es ein sogenannter roter Patient!

 

Wird man kalt wird das Blut flüssiger das es zu einer fehlenden Gerinnung kommt!

Spaltenstürze sind daher sehr gefährlich weil es meistens zu Traumen kommt und zu einer Unterkühlung, sehr schlechte Kombination.

Eine Stunde unter der Lawine ist in Bezug auf Unterkühlung noch vertretbar beim bergen, je länger desto mehr muss man Vorsicht walten lassen; Sogenannter Bergetot: kaltes Blut gelangt zu den Organen.

Tag 3:

Skitour auf den Hüttengipfel 🙂 

Allgemeines zum Lawineneinsatz wurde besprochen. Orientierung im Groben!

Seil versorgen mittels stopfen, kein Aufnehmen notwendig. Viel flexibler in der Handhabung.

Orientierung Karte: 20m Schichtlinienabstand auf 1:25.000, 5 pro 100m
Konvex Buckel wie a Hex= Hügel
Bach immer Einkerbung!
Namen der Gipfel sind genormt auf Norden
Koordinaten aus Karte lesen: Raster von Planzeiger auflegen- auslesen UTM Gitter

Lawine: Ersten 15min. entscheidend
18-35min. Erstickungsphase
Bei der Suche die Sonde nach Treffer immer stecken lassen und immer im rechten Winkel zum Hang sondieren!
Erfassungspunkt und Verschwindepunkt markieren
Am Weg zum Lawinenkegel Notruf absetzen
Bergrettung 20m Streifen suchen…..Kameradenrettung bis 50m
Tiefe die bei Lokalisierung angezeigt wird hangabwärts gehen und dann trapezförmig hinein schaufeln mit mindestens 180cm Breite

Tag 4: Skitour auf die Hintere Jamspitze- Im white out dann Umkehr!

Übungen: Eisexpress…Felsexpress und umbauen
Skistecken mittels Bandschlinge zwischen den Beinen fixieren.
Manschaftszug- Pickel unterlegen und diesen mittels Ankerstich rücksichern
Knoten HMS- Mastwurf und gefädelter Mastwurf
Klettern über den Bremsknoten- Alles darüber „sichern“ dann entlasten und Knoten öffnen

Was benötige ich für Skihochtouren?

Eine 120er Bandschlinge als Trittschlinge
Einen Ballock zum Einhängen am Seil
1x 5m Reepschnur 6mm für die Selbstsicherung und die Rücklaufsicherung
Ein Kurzprusik zum „Entlasten“ oder tibloc plus ein HMS Karabiner
Ein HMS für die Seilrolle
Eine micro traxion zum Rauskommen plus HMS
Ein Tibloc plus HMS
1x 120er Bandschlinge um die Skier zu sichern
Eine Bandschlinge für den toten Mann plus HMS

Tag 5: Einsatz Lawine in Theorie besprochen und dann in der Praxis durch gespielt. Muss sagen das war wirklich sehr interessant was da Alles abgeht. Respekt vor allen Einsatzleitern!
Kurz zur Theorie:
Recco hat Reichweite von rund 100m, im Wasser 20cm und im lockeren Schnee etwa 4m; Es gibt aber auch sehr viele störende Faktoren wie zum Beispiel Reccos in Bekleidung wie beim Scarpa F1 und beim Ortovox Pieps S3; Quarz reflektiert auch. Das Gerät muss 2h laden und kann 2h suchen.
Fundbereiche von Gegenständen: man sollte primär darüber suchen, da die Person schwerer ist und weiter oben zum Liegen kommen sollte. Blaue Fahnen markieren Gegenstände und den Einfahrtsbereich…

Tag 6: Funkschulung stand am Programm- kurze Stichwörter

Menü und Taste 1 ergibt GPS Koordinaten jedoch nur im Netzmodus
Netzbetriebmodus oder Trunkmodus- seitlicher schwarzer Knopof muss 3sec. gedrückt werden
DMO Modus ist Funk
Senden von Statusmeldungen nur im Netzmodus möglich inklusive GPS- Daten; Nur in diesem Modus wird man von Leitstelle gesehen. Entweder mit Sprechgruppe kommunizieren oder Einzelruf senden.
Direktmodus: Signal von gerät zu gerät. Reichweite entspricht etwa der Sichtweite. Keine Statusmeldungen und keine GPS Daten für Leitstelle, jedoch kann man sie ablesen am display.

Statusmeldungen: Kurznachrichten an Leitstelle Tirol ca. 5sec. auf Taste 1-8 bleiben

3 ausgerückt
4 am Einsatzort
7 unterwegs zum Zielort
8 am Zielort
1 Frei Funk
2 Freie Wache
5 Sprechwunsch bei Änderung bzw. Ende mit Leitstelle!

Stationsbetrieb am Nachmittag:

Falschenzüge mit Grigri und traxion….

Seilverlängerung beim Ablassen entweder Knoten durchschleifen lassen oder Last übertragen mit Geflecht (Bandschlingenknoten und Zopf- Schnur muss mindestens 5m haben)

Abseilen und Mann aufnehmen- oben Reverso mit Hams zusätzlich rücksichern und „Doppelbremse“

Weiche binden und Verletzten kürzer einhängen. Retter etwas länger. Beim Verletzten dann den Verletzten mit Ankerstich durch seinen Zentralring mit langem Band…dann über Schulter und kreuzen am Oberkörper, dann durch die Beinschlinge…Stränge im Ring mit Sackstich abbinden;

Tag 7: Am vorletzten Tag gab es nochmals einen großen Lawineneinsatz; Nachmittags dann Prüfung mit Fels- Eisexpress- LVS Suche und Orientierung. Lawineneinsatz verlief wirklich sehr gut, sogar mit Recco wurde gefunden. Die Sondierkette war am schwierigsten 😀

Für Lawineneinsatz APP divera 247

Tag 8: Putzen der gesamten Hütte! Heute war endlich mal Traumwetter und perfekte Temperaturen, leider fuhren wir dann wieder talauswärts ;-D Für Die Abfahrt war es sehr gut, fast ohne Schieben bis zum Auto.

FAZIT: Leider war die Woche eine der schlechtesten des ganzen Winters! Bis auf einen Gipfel konnten wir keine Skitour bis zum Ende durchführen. Für den Kurs war es aber nicht tragisch, dafür konnten wir mehr üben! 😀 Danke an die Ausbildern und den Superkoch! Essen und Schlafen waren wirklich perfekt. Wir sehen uns im Juni und hoffentlich auch die umliegenden Gipfel. Die Fotos sind leider sehr mager aufgrund des wirklich meist grausligen Wetters, alle sind handy Fotos!